Da waren wir nun. Frisch angekommen in Amerika, null eingelebt und nicht ein Möbelstück im Haus. Aber voller Ideen und Tatendrang. Meine bessere Hälfte schaute sich in Deutschland gerne eine Sendung im Fernsehen an, namens Tierpolizei in Phoenix. Sie versicherte mir beim Leben ihres Hamsters, dass sie das nur wegen der Landschaft und Stadtaufnahmen tat, denn immerhin wohnen wir ja jetzt vor den Toren Phoenix. Betrieben wird diese Tierpolizei von der Arizona Humane Society, einer gemeinnützigen Organisation zum Schutz von Tieren, die gleichzeitig auch ein Tierheim betreiben. Und was für ein Zufall, dass deren Hauptsitz nur ca. 40 Minuten von uns entfernt liegt. Plötzlich saßen wir in unserem Mietauto. Tja und dann waren wir da. Einfach mal gucken.
Naja, da saß dieser Hund und irgendwie hatte er meine Liebste fixiert und es kam wie es kommen musste, da saßen wir als Familie zusammen mit diesem sehr verschüchterten Wauzi in einem kleinen Meet and Greet Bereich. Ich merkte schnell, dass war wohl Liebe auf den ersten Blick und irgendwie fragte mich meine Frau, ob ich mich bei der Mitarbeiterin erkundigen könnte, wie so eine Adoption wohl abläuft. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir mit einem langwierigem Prozess gerechnet, bei dem wir Blutproben, FBI Berichte und Notarielle Beglaubigungen vorlegen mussten, doch die Antwort fiel überraschend kurz aus.
Wenn ihr den Hund wollt, könnt ihr ihn jetzt sofort mitnehmen. Ok Cool.
Ich schaute in diese leuchtenden Augen und etwa 15 Minuten später hatte ich meine Kreditkarte gezückt und wir waren samt Hund auf den Rückweg nach Hause. Nach ca. 5 Minuten bemerkte meine Frau: „Hey du, wir ham jetzt nen Hund dabei“ Man kann viel über die Amerikaner schimpfen, aber solche Dinge gehen hier wirklich unkompliziert. Obwohl das auf die Arizona Humane Society nicht zutrifft, muss man wissen, dass viele Shelter Hunde bei Überfüllung einschläfern lassen. Die sogenannten Kill-Shelter. Zurück in unserem leeren Haus wurde uns allmählich bewusst, ja, wir haben jetzt einen Hund.
Und was für einen. Unter dem Namen „Anaconda“ (aufgrund ihrer Fellfarbe) an uns weitergegeben, tauften wir sie schnell und wie wir finden, passend, in Ana um. Wir waren Feuer und Flamme und dank der langjährigen Hundeerfahrung meiner Frau gestaltete sich die Anfangszeit unglaublich unkompliziert und unsere Ana entpuppte sich von Tag zu Tag als absolut perfekter Hund für uns.
Wo wir selbst vielleicht mal nicht weiter wussten, half uns meine Arbeitskollegin und inzwischen sehr gute Freundin Dani. Zufälligerweise im Nebenamt professionelle Hundetrainerin. Sie half uns, diesen Diamanten zu schleifen. Und tut es heute noch.
Die Monate vergingen und wir entwickelten uns immer mehr zu einer absoluten Hundefamilie, die all ihre Aktivitäten immer gemeinsam mit dem Vierbeiner plante und so kam es auch, dass Ana uns wie selbstverständlich auf unseren Einwöchigen Roadtrip begleitete und selbst im bunten Las Vegas an unserer Seite war. Fast jeden Abend fahren wir mit ihr in den Dogpark, wo wir uns inzwischen fühlen, wie Eltern, die mit dem Kind zum Spielplatz gehen. Während die Racker spielen, unterhalten sich die Erwachsenen. Auch hier konnten wir bereits wunderbare Freundschaften schließen und unglaublich interessante Gespräche führen.
Da ich den ganzen Tag arbeiten gehe, hat meine Frau natürlich eine unwahrscheinlich innige Beziehung zu unserem Hund aufgebaut und ich würde fast behaupten, es ist ihr Seelenhund. Hier ist tiefe Liebe und Zuneigung im Spiel. Und das merkt man. Peinlich wird es allerdings, wenn wir vor anderen Leuten versuchen, unsere Lady dazu zu bewegen, von meiner Frau zu mir zu rennen. Da läuft Ana maximal einen Meter, um dann wie ein Jojo zu meiner Holden zurückzukehren. Ok, dafür kuschelt sie gern mit mir. Wir wären natürlich nicht die Dowczeks, wenn uns das nicht reichen würde. Nachdem sich Amerika als ausgesprochen Hundefreundlich entpuppt hat, und man ohnehin höchsten Respekt bekommt, wenn man einen Hund aus dem Shelter rettet, kam der Gedanke an einem zweiten Hund auf.
Hier gestaltete es sich schwierig, da unsere Ana im Grunde ein Einzelhund ist, mit allzu aufgeweckten, großen Artgenossen ohnehin nichts anfangen kann und mit Mädchen schon gleich dreimal nicht. Sie spielt auch am liebsten und eigentlich nur, mit kleinen Hunden und vor allem Puppies. Hier musste der Rat unserer guten Freundin her. Zweithund ja oder nein? Geschlecht? Alter?
Lange Rede kurzer Sinn - Unsere Freundin Dani gab uns nicht nur einen Rat und bestärkte uns in der Entscheidung, sie vermittelte uns auch gleich den passenden Hund dazu. Wenige Tage später saßen wir im Auto nach Sierra Vista, ca. 3 Fahrstunden von uns entfernt, um uns einen Welpen anzusehen. Auch hier war uns der Aspekt, einer weiteren Hundeseele, die gerettet wurde, am wichtigsten. Wer hätte es gedacht, schon wieder Liebe auf den ersten Blick.
Und nun? Haben wir plötzlich zwei Hunde. Denn seit wenigen Tagen gehört der kleine Weasley zu unserer Familie. Man hatte mir zwar im Ansatz erzählt, dass ein Puppie Arbeit macht, aber Holy Shit, dass geht richtig ab! So schnell kann ich oft nicht rennen, wie der kleine Mann sich schon auf unserem Boden erleichtert hat. Was ein Glück, dass unser Haus größten Teil gefliest ist.
Für mich erscheint im Moment ein Sack Flöhe hüten leichter, als dieses Energiebündel zu bändigen. Aber welch ein Glück, dass ich meine Frau habe, die den Kleinen in nur 4 Tagen in eine Richtung gelenkt hat, mit der man arbeiten kann und sich erahnen lässt, dass auch dieser zweite Hund ganz wunderbar wird. Auch unsere geliebte Ana fühlt sich neben ihm sehr wohl und was die beiden an Spielereien veranstalten ist besser als jedes Fernsehprogramm. Das wäre wünschenswert, da ich seit Tagen ganz der Soldat, voll unter Dauerstress stehe, ständig in der Angst, ich könnte etwas falsch machen. Ja, es gab auch schon die ein oder andere Reiberei zwischen mir und meiner Frau, wie könnte ich es ihr aber verübeln, ist sie doch die meiste Zeit allein mit beiden Hunden. Schmeißt den Haushalt dazu, kocht, kümmert sich um meine und die Belange unseres Sohnes, kauft ein und wuppt den Alltag mit links. Dafür an dieser Stelle nicht nur mein Dank, sondern wirklich und aufrichtig meine Hochachtung. Ebenfalls vollkommen begeistert bin ich von meinem Sohn, und wie unglaublich toll er alle tierischen Aufgaben mit Bravour meistern kann. Ich glaube nicht, dass das mit jedem anderen Kind genauso möglich wäre. Natürlich unterstützt uns auch unsere Freundin. Das ist umso schöner, weil sie demnächst wieder ihr Business mit der Hundeschule aufnimmt, kleines Eigenlob an dieser Stelle, der Name dafür stammt von uns. Arizona Dog Academy. Wir sind stolz, dass sie die offizielle Patentante von Weasley ist. Und wer immer mal einen Rat bezüglich Hunden braucht, der sollte sich vertrauensvoll an sie wenden. Denn jeder einzelne Tipp von ihr war bezüglich unserer Ana Gold wert. Dank ihr ist Ana zu dem Hund geworden, der sie verdient zu sein.
Ich bin absolut positiv überrascht, wie viel man hier in den USA gemeinsam mit seinem Hund erleben kann. Viele Hotels erlauben Hunde, teilweise sogar ohne extra Gebühr. Auch manche Attraktion kann man mit seinem Fellfreund erleben. Auf der Straße wird man ständig positiv angesprochen. Umso schöner, dass wir unser Abenteuer Amerika nun mit zwei Fellnasen erleben dürfen. Willkommen zuhause, Weasley!
In diesem Sinne wünsche ich allen Tierbesitzern ein langes und glückliches Leben mit Ihren Gefährten! Und allen Anderen natürlich auch!
Euer Bob
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