Ja, es ist wahr. Ich bin verheiratet. Und wie der Ein oder Andere weiß, sogar schon zum zweiten Mal. Irgendetwas muss also doch dran sein für mich, an diesem seltsamen Ding - Ehe. Wo doch in Deutschland die Zahl der Hochzeiten sinkt und schon seit Jahren die der Scheidungen steigt (nein, das ist nicht nur Corona geschuldet).
Muss man überhaupt heute noch heiraten? Ist einfach so zusammen leben nicht viel cooler, viel einfacher und unkomplizierter? Klar, über so etwas denke ich ab und an mal nach, komme aber immer zum gleichen Ergebnis: Ich bin froh, verheiratet zu sein.
Aber warum? Geboren in den Siebzigern, aufgewachsen in den Achtzigern hatte ich das Glück, nicht allzu konservative Eltern zu haben. Im schönen Bayern war ich als evangelisch getaufter Bub ohnehin eher ein Sonderfall, vieles lief damals noch über die Religion. Meine Mutter und wohl gerade mein Vater nahmen das aber nicht so genau. Sie hätten vermutlich gerne noch ein wenig mit der Hochzeit gewartet, doch im Land der weiß-blauen Rauten bekam man als unverheiratetes Paar schlicht keine Wohnung. Kein Witz.
Jedoch wurden mir Werte beigebracht. Gutes Benehmen zum Beispiel. So Sachen mit "Bitte", "Danke" oder jemanden vernünftig anzusprechen. Loyal sein, aufrichtig und fleißig.
Die Ehe gehört für mich genau hier dazu. Denn eine Ehe einzugehen bedeutet (neben der Steuerentlastung - für mich als Schwabe gaaaanz wichtig) vor allem: Füreinander da sein, Verantwortung übernehmen, Seite an Seite zu Kämpfen, egal wer der Gegner ist und im besten Fall glücklich bis zum Ende zu leben.
Doch hier hakt es heute leider viel zu oft. Und das nicht weil die Leute unglücklich sind. Sie geben nur einfach zu schnell auf. Das wird uns leider von der Gesellschaft inzwischen ungemein einfach gemacht. Warum denn kämpfen, wenn man sich auch trennen kann? Man ist ja nicht verheiratet, lebt eben nur zusammen. Der Nächste kommt schon und wenn es da nicht passt, "NEXT".
Das Streben nach der perfekten Beziehung hat uns zu gierig werden lassen. Und gierige Menschen sind selten wirklich glücklich. Denn perfekt ist, was wir daraus machen. Wer bei jedem Stolperstein sofort hinfällt und weinend liegen bleibt, der ist für steiniges Gelände ohnehin nicht geeignet.
Was es bedeutet, sich zu schätzen und einzustehen, musste ich selbst erst noch lernen. Aufgeben war noch nie eine Option für meine Liebste und mich. Und die Wege waren nur zu gerne ziemlich steinig, steil und holprig. Also nicht perfekt? Oder gerade eben deswegen perfekt?
Meine Ehe ist genau deswegen erfolgreich, weil sie das komplette Spektrum an Emotionen, Erlebnissen und Erfahrungen abdeckt. Mit viel Herz aber auch mit Reibereien. Ehrlichkeit spielt dabei eine unwahrscheinlich große Rolle und die Fähigkeit, sich unterhalten zu können. Mal nur über das Wetter, aber mal auch gerne tiefgründig. Ich kann stolz sagen, dass meine Frau auch meine beste Freundin ist und wenn ich etwas auf dem Herzen habe, können wir das aus ganz anderen Blickpunkten besprechen. Klar, wir sind natürlich immer Mann und Frau und das kann man nie komplett ausblenden. Aber man glaubt es kaum, wir konnten schon so manches heikle Thema auf diese Weise bereden und Lösungen für Probleme finden, die schwierig schienen.
Aktuell sind wir an einem Punkt, an dem ich in meiner vorherigen Ehe schon einmal war. Meine damalige Angetraute hatte das Gefühl, das Gras wäre auf der anderen Seite deutlich grüner. Zugegeben, ich bin kein Landschaftsgärtner, aber ohne Vorwarnung und nur den Hauch einer Chance verlassen zu werden war dann doch nicht fair. Da hatte sie eben aufgegeben. Und so den Weg für etwas Neues geebnet, meine jetzige Frau.
Aber warum sind wir an diesem Punkt? Sind wir etwa nicht glücklich? Hat es sich aus-geliebt? Könnte man meinen. Ist aber nicht so, ganz und gar nicht. Jeder Mensch hat Wünsche, Träume, Sehnsüchte. Und jeder Mensch verdient es, ernst genommen zu werden mit dem, was ihn beschäftigt. Anstatt also leise still und heimlich alles brav unter den Tisch zu kehren um dann in einer riesigen Explosion komplett zerstört zu werden, machen meine Frau und ich etwas total verrücktes: Wir reden miteinander. Als Eheleute, als Freunde, als Team.
Natürlich gibt es manchmal Wahrheiten, die schmerzen können, die unbequem sind und einen ziemlich unvorbereitet treffen. Aber zu wissen, Du hast diesen Menschen mit dem du wirklich alles schaffen kannst, das beruhigt. Meine Frau nach Las Vegas zu schicken war Teil der Art, wie wir miteinander umgehen, uns respektieren, uns auch mal den Freiraum lassen, den wir brauchen, um dann gestärkt und vor allem Hand in Hand den Weg weiterzugehen.
Es wird leider häufig vergessen dass wir uns im Laufe unseres Lebens verändern. Wir entwickeln uns immer weiter, alle sieben Jahre sagt man grob, ändert wir uns. Sieben Jahre sind wir nun zusammen. Aber verflixt ist dieses Jahr nicht. Es stellt uns lediglich vor neue Herausforderungen, die wir zusammen meistern können und auch wollen. Also war es an uns, sich anzupassen und neue Wege zu gehen. Ich lebe in dem Wissen, dass ich meine Frau über alles liebe und ich fühle, sie tut das Gleiche. Alles Andere ist nebensächlich, denn wir stehen für uns ein, beschützen und unterstützen uns.
Kann ich meine Frau schwärmen lassen? Kann ich. Darf sie das? Warum sollte sie es nicht dürfen? Muss ich immer und zu jeder Zeit die Sonne sein, um die sie sich dreht? Äh, nein. Das lassen wir besser. Gesteht sie mir das selbe zu? Aber ja. Und egal wie weit man (gefühlt) abdriftet, am Ende des Tages ist man noch enger zusammen gewachsen.
Die Ehe ist für mich viel mehr als nur das Wort. Es ist ein Versprechen, es ist eine Verantwortung, es ist ein Abenteuer. Kein Tag ist wie der Andere, alles entwickelt sich ständig weiter. Wer mutig ist und kämpft, der wird belohnt. Mit einem glücklich Herzen.
Euer Bob!
P.S. Meine Frau zu lieben ist etwas, was ich jeden Tag aufs neue erleben darf!
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