Als Mann hat man es gut. Denn wir Männer sind im allgemeinen primitiv, aber glücklich (wie ein gewisser Mario Barth einst recht treffend formulierte). Nun bedeutet primitiv im Grunde ja nichts Schlechtes oder dass man als Mann nicht gebildet sein könnte. Eher könnte man daraus eine gewisse Lebensgrundeinstellung ableiten. Wir Männer nehmen einfach vieles nicht so genau und sind eher simpel zufrieden zu stellen.
Nehmen wir mal als Beispiel mich selbst. Ich brauche zu einem guten Leben neben meiner Familie und Freunden ab und an mal meine Lieblings-Chips, 4-Lagiges Toilettenpapier und gerne mal einen gepflegten Blow..... Hoppala. Bob, benehme Dich. Es könnten Kinder mitlesen (hoffentlich nicht).
Nun könnte man diese einleitenden Absätze als Anspielung darauf werten, meine Frau wäre nun im Gegensatz zu mir armen Hannes das reinste Luxus-Weiblein. Vermutlich rührt daher auch die allseits bekannte (aber kaum hinterfragte) Anrede der Frau als "Meine Teuerste". Doch nein, hier muss ich der Wahrheit den Vortritt lassen und feststellen, dass auch meine Frau im Grunde nicht sonderlich Klischee-Haft unterwegs ist. Keine Tonnen von Schuhen, Handtaschen oder Gürteln bevölkern unsere Schränke. Ab und an ein wenig hochwertige Kosmetik, Sonnenbrillen (oh ja sie liebt Sonnenbrillen) und Notizbücher und sie ist glücklich.
Haben ist immer besser als brauchen...
Jap, ihr habt richtig gelesen. Notizbücher. Meine Frau kann kaum daran vorbei gehen. Ob einfach, schnörkelig oder Disney. Nicht, dass sie viele Notizen machen würde. Dafür hat sie wohl eher ihr Handy. Aber wer weiß, wann man die noch brauchen kann. So richtig glücklich aber wird meine Frau, wenn Dinge geordnet, rechtwinklig aufgereiht oder perfekt sortiert sind. Eine besondere Schau ist das immer dann, wenn wir das Restaurant "Zu den goldenen Bögen" aufsuchen oder wie meine Frau gerne sagt: "Der Schachtelwirt".
Man beobachte andere Leute. Sie bestellen, sie bekommen das Essen. Sie essen, Verpackungs-Abfall sammelt sich an und die Überbleibsel wandern in den Müll. Soweit die Theorie und Praxis des Durchschnitts-Deutschen (oder auch Amerikaners), Bei meiner Holden gestaltet sich dies jedoch ein wenig anders. Wehe mir armen Tor sollte ich es auch nur im Ansatz wagen, die Verpackung meines Cheeseburgers EINFACH MAL SO zu zerknüllen. Oh nein. Da wird gefalten, gestapelt und sortiert. Als Ergebnis kommt dann so was wie auf dem Bild weiter oben heraus. Ach so, hatte ich das nicht erwähnt?
Eben jenes Foto zeigt unser Tablett nämlich nicht vor, sondern nach dem Verzehr des opulenten Mahles. Sauber und ordentlich sortiert, bereit mit Stil und Form in den Müll zu wandern. Hätte dieses Restaurant ein "Re-Use-Programm", meine Frau währe der Chief Executive Officer.
Spleeny und der Dachdecker
Befasst man sich mit dem eingedeutschten Wort "spleen", so kommt man unweigerlich unter anderem zu der Definition "seltsame Angewohnheit. Wer nämlich glaubt, das Foto sei eine Eintagsfliege oder gar gestellt, den muss ich leider eines Bessern belehren. So ist es jedes einzelne verdammte Mal. Und zwar genau so. Denn diese "Angewohnheit" hat System.
Meine Frau sieht sich sogar Videos im Internet an, bei denen Dinge besonders schön geordnet oder sortiert werden, ebenso euphorisch reagiert sie, wenn Dinge professionell gereinigt werden. Als wir neulich eine Schar Fensterputzer im Hause hatten, weinte sie nahezu Tränen des Glückes beim Anblick von Männern, die mit ihren riesigen Abzieher die zuvor sanft eingeseifte Scheibe fachmännisch vom Schnodder mit schlangenhaften Bewegungen befreiten. Und JA, auch DAS gibt es als Videos im Internet.
Der Begriff "Spleeny" für meine Frau ist meine liebevolle Art der Feststellung eines nicht zu verleugnenden Dachschadens. Denn im Gegenzug kann man meine Herzensdame geradezu in grauenhaftes Erstarren gepaart mit Gewaltphantasien versetzen, stört man an irgendeiner Stelle den rechten Winkel bei Dingen (z.B. Tischdeko) oder bringt Chaos in die Ordnung, wie zum Beispiel auf dem nochmals anzusprechenden Tablett auf dem Bild.
Wohl dem, der einen guten Dachdecker zur Hand hat. Doch ich persönlich bin dankbar für jede Lose Schindel, machen sie das Leben letztlich bunter. Und wer es noch nicht begriffen hat, ja ich liebe diese Frau.
In diesem Sinne, stay calm
Euer Bob
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