Manche Weisheiten sind überholt, andere wiederum stimmen. Darunter fällt definitiv die Aussage, von Luft und Liebe allein kann man nicht leben. Ab und zu sollte man auch das Trinken und natürlich Essen nicht vergessen, sonst wird auch die größte Liebe unweigerlich ein zu frühes Ende finden. Sehr tragisch, absolut.
Wie gut, dass meine Liebste und ich keine Kostverächter sind und Essen für uns Leidenschaft und Hobby zugleich. Wer uns kennt, der weiß nämlich ziemlich genau, dass wir gemeinsam als Paar schon knapp 1000 Restaurants verteilt über den gesamten Globus besucht haben, und bei dieser Rechnung wurde keines davon doppelt gezählt.
Man könnte fast meinen, keiner von uns könne kochen. Ich meine ganz ehrlich, heute ist es auch irgendwie nichts Schlimmes, dass von sich zu behaupten. Also nicht kochen zu können. Es wird sogar immer mehr zur Normalität. Ich erwarte auch ehrlich gesagt überhaupt nicht, dass eine Frau für mich das Heimchen am Herd ist.
Doch bei meiner Süßen und mir ist das anders, denn sie hat es ziemlich derbe drauf - also das Kochen. Man kann davon ausgehen, wenn sie etwas anfasst, wird es lecker. Egal ob alt eingesessene Rezepte oder neue Kreationen, das macht ihr überhaupt nichts aus. Gerade hier in Amerika hat sie sich ziemlich schnell auf die anderen Zutaten eingestellt und den Möglichkeiten angepasst.
Auch ich selber kann kochen. Ich bin kein Meister, aber zumindest würde ich nicht verhungern, selbst wenn der McDonalds um die Ecke mal wegen Inventur geschlossen sein sollte. Aber an die Kochkünste meiner Ehefrau komme ich beim besten Willen nicht heran, in keiner Weise. Und ehrlich gesagt liebe ich es, mich von ihr richtig lecker bekochen zu lassen. Das hat in der Vergangenheit nicht selten dazu geführt, dass sie manche Speisen so gut selber zubereitet, dass ich diese nicht mehr im Restaurant bestelle. Lasagne wäre so ein Beispiel und seit letztem Wochenende auch noch Spare Ribs. Viel zu groß ist in mir die Angst, vom Restaurant enttäuscht zu werden.
Nun gehe ich ja jeden Tag brav in meine Arbeit und da ist natürlich auch irgendwann die wohlverdiente Mittagspause. Möglichkeiten habe ich eine Menge. Ich kann mir irgendwas holen oder auch die Kantine nutzen - kein Problem. Oder aber ich habe eben eine Frau, der es nicht so wirklich egal ist, was ihr Mann so isst. Also bekomme ich etwas, was irgendwie aus der Mode war - eine Lunchbox. Nein, besser. Eine Bento-Box.
Wenn man ein wenig aufgeschlossen für Neues ist und die Augen offen hält, dann kennt man das vielleicht. Es ist quasi die Tupperdose der Neuzeit. Kunststoff-Boxen in verschiedenen Größen mit bereits darin eingearbeiteten Fächern und verschiedenen Einlegeböden und Zubehör mit nur einem einzigen Zweck: Essen darin zu verstauen.
Jetzt könnte sie mir natürlich einfach lieblos die Reste vom Abendessen mal eben wegpacken, wie man das eventuell halt so macht. Aber so ist meine Liebste eben nicht. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, mir richtig Freude zu bereiten. Also wird zubereitet, garniert, verziert. Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise, was zum Naschen. Egal wie spät der Abend auch sein mag, sie stellt sich in die Küche und macht mir meine Box, erklärt mir kurz, was es gibt und stellt sie im Kühlschrank für den nächsten Morgen bereit.
Kennt ihr das? Wenn ihr auch schon auf die nächste Mittagspause freut, weil ihr genau wisst, was es leckeres gibt? Nein? Ich seit einigen Monaten schon. Da kann ich es oft gar nicht erwarten, Fach für Fach leer zu essen, in die kleinen Saucen-Behälter zu dippen und ein Essen zu genießen, dass ich sicher in keiner Kantine besser bekommen würde.
Ich gebe zu, man gewöhnt sich daran und ich will es nicht mehr anders haben. Liebe geht durch den Magen, sagt man. Wenn das so ist, dann liebt mich meine Frau ziemlich stark und ich sie sowieso. Die Box für morgen ist schon seit Stunden fertig und wartet darauf, von mir gegessen zu werden.
Leute ich sag euch, ich hab ein Leben. Daran kann man sich gewöhnen und das Schöne daran ist, ich habe diese Frau geheiratet. Alles richtig gemacht also. Meine! Finger weg. Vergeben! Pfui!
In diesem Sinne, lasst es auch gut schmecken!
Euer Bob!
P.S.
Und nur um das klar zu stellen, ich liebe diese Frau nicht nur, weil sie fantastisch kochen kann. Es ist einer von vielen Vorzügen und sicher nicht der Schlechteste! ;)
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