John Miles sang einst "Music was my first love" um seiner Leidenschaft Ausdruck zu verleihen. Musik ist ja auch etwas tolles. So viele verschiedene Richtungen, für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Ich wuchs in einem Haushalt auf, in dem eher konservativ gehört wurde. Schlager, seichte Unterhaltungsmusik a la James Last, aber auch Elvis oder Abba. Mein Vater war dabei eher auf der Hardcore Volksmusik Schiene unterwegs, wodurch unsere jährlichen Urlaubsfahrten nach Bibione in Italien zu einem dauerhaften Kastelruther-Spatzen-Konzert wurden. Aber gut, Strand und Pool wahren die seelischen Mühen wert. Außerdem hatte ich noch Glück, den mein Neffe wurde konsequent zu allen nur erdenklichen Konzerten der Südtiroler Schmalz-Schnulzer mitgenommen. Diesem Schicksal entging ich nur um Haaresbreite.
Was ein Glück aber das meine Mutter gerne auch mal klassische Musik hörte, Musicals oder auch mal die ein oder andere Operette. Insofern konnte ich mit Miss Saigon, Phantom der Oper oder Cats eine Menge anfangen, freilich nur dann, wenn Papa nicht zuhause war. Man schickte mich zum Orgel-Unterricht in der Hoffnung, dass ich Gassenhauser wie "Herzilein" von den Wildecker Herzbubn zum Besten gab, wenn gerade mal Besuch da war. Unter ständigen Brechreiz tat ich das auch, nur um dann in meinem Zimmer aktuelle Pop- und Rock-Hits zu spielen.
Naja, aber ansonsten hatte ich eine wirklich tolle Kindheit und mit der Pupertät wurde ich ein großer Fan der Pet Shop Boys, was mich musikalisch vom Rest meiner Klasse quasi komplett isolierte, wo man als Junge gefälligst den derbsten Metal zu mögen hatte und an den Wochenenden Kisten an Bier zu leeren. Ich erinnere mich noch gut ein einen Besuch unserer Klasse in der Operette "Emilia Galotti". Während ich mit meinem Lehrer um die Wette grinste bemerkte ich das Unwohlsein meiner Klassenkameraden. Die Blicke reichten von angewidert über verzweifelt bis hin zu Brechreiz.
Mit dem erwachsen werden legte sich das alles und ich stand nicht mehr unter dem Zugzwang, bestimmte Dinge zu mögen.
Musikalisch wirklich ausleben kann ich mich aber erst, seit ich meine Frau kenne. Schon bevor wir uns in echt gesehen hatten schrieben wir davon, zusammen in einer Talentshow auftreten zu wollen. Einfach nur so. Jeder mit einer ganz traurigen Geschichte im Hintergrund, damit wir beim Publikum gut ankommen. Meine Frau wollte dann dreistimmig singen: Laut, falsch und mit voller Begeisterung.
Über die Jahre sammelten wir eine beachtliche Anzahl an Konzertbesuchen, dabei echte Schätze wie Bruno Mars in Las Vegas, Coldplay und Cher. Über 30 Konzerte sind es inzwischen geworden, Tendenz steigend. Und wir begannen Musicals zu sehen. In Deutschland ebenso wie in den USA, genauer dem Broadway. Die Faszination dafür teilen wir beide mit dem Unterschied, das meine Frau nahezu jeden Text kann und es liebt, mit zu singen. Vor allen Dingen im Auto. Das ist ihr Happy Place und nicht selten bekomme ich auf langen Fahrten ein kleines Privatkonzert. Und nein, das ist nicht ironisch gemeint. Den für mich ist genau das etwas sehr besonderes. Es ist die Verbindung zweier Menschen nicht nur durch Liebe und Zuneigung, sondern auch durch die Musik, die mehr als vieles Andere auf der Welt Emotionen ausdrücken und vermitteln kann.
Oft kommt es dann natürlich auch so, dass man bestimmte Vorlieben und Faszinationen an seine Kinder weitergeben kann und in unserem Fall scheint das gut zu klappen. 11 Jahre ist mein Junior nun alt und hat einen ausgesprochen feinen Musikgeschmack mit unglaublich viel Variation. Er lässt sich auf vieles neues ein und wird mitgerissen, kann Texte. An der Spitze dessen, was meine Liebste gerne hört steht wohl unangefochten das Musical "Moulin Rouge", welches sie nun schon mehrmals in New York gesehen hat. Konnte bisher eigentlich nur sie die Lieder mitsingen, können es inzwischen meine beiden Süßen gemeinsam - und zwar so, das sie die männliche und weibliche Stimme untereinander aufteilen.
Ich würde jetzt lügen wenn ich sage, dass ich das nicht genießen würde. Meine beiden wichtigsten Menschen und ich teilen eine Leidenschaft, die uns tief verbindet und das ist etwas Wundervolles.
In den USA entdeckten meine Frau und ich auch unser Feuer für Elvis Presley, lieben seine Musik und konnten gemeinsam sogar Graceland besuchen. Ein magischer Ort an dem die Geschichte lebendig ist, wie ich es kaum anderswo erlebt habe. Ein Mittagessen in BB Kings Restaurant und Dir wird bewusst, wo Du eigentlich gerade bist.
Denke ich an meine Vergangenheit dann wird mir immer wieder klar, mit keinem anderen Menschen könnte ich das so genießen wie mit meiner Frau, aber auch meinem Sohn.
Das macht mich gleichzeitig stolz und glücklich.
Euer Bob
P.S. Ich liebe es einfach wie süß meine Beiden sind!
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