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Vater werden ist nicht schwer – Vater sein dagegen sehr




Jeder von uns kennt doch diese Sendungen im Fernsehen. Sie laufen meist Vormittags oder am frühen Nachmittag und werden gern als Sozialhilfe-TV bezeichnet. Da sieht man dann Nicole, (23) die bereits 4 Kinder von 5 verschiedenen Männern hat und Justin-Pascal (17), der gerade zum ersten Mal Vater wird. Alle leben selbstverständlich in sozial unglaublich gefestigten Umgebungen, erhalten regelmäßige Lohnzahlungen (Sozialhilfe oder ALG) und sind überhaupt nicht überfordert mit der nun anstehenden Aufgabe.

Ein Mann zu sein, dass ist schon toll. Wie bei den Cowboys heißt es bei uns ein Schuss – ein Treffer. Denn im Grunde kennt jeder Mann dieses Gefühl, wenn man es mit der Verhütung nicht ganz so genau genommen hat und plötzlich bei der Freundin die Regel ausbleibt. In jungen Jahren ging mir das nicht anders. Inzwischen bin ich aber 42 und ein klein wenig schlauer. Falls ihr euch jetzt fragt, worauf ich eigentlich hinauswill, dazu komme ich jetzt.

Ich wuchs zwar behütet aber durchaus aufgeklärt auf und meine ersten sexuellen Erfahrungen sammelte ich bereits vor dem heiligen Bund der Ehe, auch wenn ich kein Aufreißer oder Herumtreiber war. In jungen Jahren ist man natürlich noch nicht scharf darauf, Vater zu werden und auch mir standen das ein oder andere Mal die Schweißperlen auf der Stirn aus Angst, meine damalige Freundin könnte schwanger sein.


Ein paar Jahre später lernte ich meine erste Frau kennen und zunächst lebten wir ohne einen Gedanken an die Familienplanung glücklich und zufrieden unser Leben. Anders als bei mir tickte die biologische Uhr meiner Exfrau jedoch lauter als der Big Ben und der Druck, ein Kind zu zeugen stieg immer mehr. Konnte ich mich dagegen anfangs mit dem Verweis, man könne ja erst noch das Leben ein wenig genießen, wehren, wurde es 2013 dann aber Ernst.

Ich denke bis hier her ist das weder außergewöhnlich noch spektakulär.

Wir Männer brauchen in dieser Beziehung gerne mal etwas länger. Also wurde die Pille abgesetzt, auf den Eisprung geachtet und das Bett unsicher gemacht. Und siehe da – Es passierte nichts. Gar nichts.


Anfangs lässt man sich nicht entmutigen und schiebt die Problematik auf die Rest Wirkung der Pille. Doch nach Monaten ohne Ergebnis beginnt man zu zweifeln. Meine damalige Frau ließ sich daraufhin auf ihre Fruchtbarkeit testen, mit dem Ergebnis, dass sie laienhaft ausgedrückt gerade zu ein Quell der Zeugungsfreudigkeit war. Nun war es also an mir, es ihr gleichzutun, und mich in einem ziemlich sterilen Raum meiner kleinen Schwimmer zu entledigen mit dem sehr eindeutigen Resultat, dass ich das Problem war. Da man so etwas nicht auf die leichte Schulter nimmt, wurde in einem Kinderwunschzentrum eine zweite Probe durchgeführt, mit gleichem Ergebnis. Hier wurde die Angelegenheit noch etwas deutlicher spezifiziert. Es mangelt mir an der ausreichenden Qualität, was eine Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft gegen Null gehen ließ. Mit diesen Fakten konfrontiert reagierte meine damalige Angetraute leider wenig verständnisvoll. Im Gegenteil. Sie war förmlich sauer auf mich. Ich war quasi der Schuldige, warum sie ihren Kinderwunsch nicht erfüllen konnte. Dabei ist es für einen Mann nicht ganz so einfach zu verdauen, dass man im Grunde nur mit Platzpatronen schießt.


Ohne einen Moment der Verschnaufpause wurde ich zurück in die Kinderwunschklinik gezerrt, mit dem klaren Ziel, der Natur auf die Sprünge zu helfen. Bedenken meinerseits waren unerwünscht und wurden ignoriert. Selbstverständlich willigte ich auch aus Liebe zu meiner damaligen Frau allen nur erdenklichen Maßnahmen ein. Auf dem Wohnzimmertisch lagen bereits alle Unterlagen, es fehlte nur noch die Unterschrift meiner Exfrau. Doch die ließ sich plötzlich Zeit. Es vergingen einige Wochen, da wurde klar, warum. Sie verließ mich nach 13 Jahren wegen einem Anderen.


Das war dann endgültig der Dolchstoß in den Rücken, abserviert von der Frau, weil man ohne etwas dafür zu können, innerhalb kürzester Zeit nicht in der Lage war, ihren ach so wichtigen Wunsch nach einem Kind zu erfüllen, koste es, was es wolle.

Es folgten Monate der Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle. Denn als Mann stellt man seine Männlichkeit logischerweise in Frage, wenn einem so etwas passiert.


Doch das Leben meinte es gut mit mir und schickte mir eine Frau (meine heutige Ehefrau), mit der ich nicht nur von Anfang an offen über dieses Thema reden konnte, sondern die auch einen wunderbaren kleinen Jungen mit in mein Leben brachte. Zum ersten Mal wurde ich ernst genommen und mir wurde mit Verständnis begegnet. Für meine heutige Frau war von Anfang an klar, dass ein gemeinsames Kind zwar schön, aber keinesfalls eine Notwendigkeit sei. Gleichzeitig war sie auch die erste Person, die mich fragte, wie es mir mit diesem Wissen, der Zeugungsunfähigkeit geht. Tag für Tag und Woche für Woche wuchs ich nun in die Vaterrolle und lernte ein Kind zu lieben und wie mein eigenes zu behandeln, auch wenn ich biologisch gesehen ein Fremder bin. Hier zeigt sich das Gene alleine keinen Vater machen. Nichts desto trotz kommen meine Frau und ich immer wieder an den Punkt, an dem wir feststellen, dass ein gemeinsames Kind unsere ohnehin schon perfekte Familie nur noch perfekter machen könnte. Mit meiner Frau lebe ich seit Jahren glücklich und frei von jedem Druck oder Zwang und mit ihrem vollen Verständnis für alles was kommen mag.


Wie zu erwarten, hat es aber bisher auf natürlichem Wege nicht gefruchtet. Doch wir lassen uns nicht entmutigen und schmieden konkrete Pläne, für die gemeinsame Familien-Zukunft, denn inzwischen sind alle Voraussetzungen für Nachwuchs gegeben und wir sind bereit. Bereit, es auch auf die harte Tour zu versuchen und gemeinsam als Paar aus unserem Jungen einen großen Bruder zu machen. Vielleicht ist uns das Leben gut gesinnt und wir können unsere Familie vergrößern. Eventuell mit etwas medizinischer Hilfe. Anders als Früher bin ich dazu bereit, auch mit dem Wissen, die dafür richtige Frau an meiner Seite zu haben. Vielen Menschen werden Kinder geschenkt, ohne dass sie diese wollen oder zu schätzen wissen. Mir möchte man es eben nicht so einfach machen. Aber wir sind mutig und schreien „auf in den Kampf“.


Ich bin gespannt, was die nächsten Monate bringen und egal welches Ergebnis am Ende herauskommt, ich bin jetzt endlich mit mir im Reinen und sehe positiv auf das was kommt.

In diesem Sinne, denkt immer daran, dass eure Kinder ein Geschenk und keine Selbstverständlichkeit sind.

Euer Bob

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