top of page

Zwang zur gesitteten Kommunikation



Ach haben wir es nicht schön? Wir müssen zuhause bleiben, damit uns die fiesen kleinen Viren nicht erwischen und haben jetzt endlich Zeit, uns um unsere Familien zu kümmern, die ohnehin immer zu kurz kommen. Wobei ich schon gehört habe, dass der ein oder andere meiner Kollegen mit diesem eher unfreiwilligen Urlaub so gar nichts anfangen kann. Nach dem Motto "hier bei mir zuhause sitzt eine Frau die steif und fest behauptet, wir seien verheiratet".


Meine Frau würde jetzt sagen "Who knows, wie der Spanier sagt". Ich kann das überhaupt nicht verstehen. 24/7 sitze ich mit meinem wunderbaren Weibe und meinem über alles geliebten Sohnemann in der ollen Bude und denke über die Ergreifung der Weltherrschaft nach. Da mir dazu aber sowohl Mittel als auch Beharrlichkeit fehlen, ist es eben ein Blog geworden. Ich meine, ist ja auch schon was. Immerhin kann ich damit meine eigenen persönlichen Probleme verarbeiten, wenn ich schon kein Heilmittel in der Garage herstellen kann.


Nun setze ich mich ja nicht einfach an den Computer, schreibe, veröffentliche und meine Frau lebt in vollkommener Ahnungslosigkeit. Im Gegenteil, sie hat mich sogar dazu ermutigt, einige schmissige Zeilen auf das virtuelle Papier zu bringen. "Ja Schatz, mach das mal, ist doch toll!" säuselte mir noch kurz vor meinem ersten Beitrag sanft ins Ohr. Wohl wissend, dass mir entweder Inhalte, Durchhaltevermögen oder "los cojones" fehlen würden (oder eine Kombination aus allem).


Der Ernst des Lebens...


10 Beiträge später hat sie jedoch den Ernst der Lage erkannt und überlegt täglich, wie sie dem entgegen wirken kann. Doch kaum erholt, komme ich nun mit dem nächsten Paukenschlag daher - einem Podcast. Und zwar zusammen mit ihr. Mir soll keiner nachsagen, ich würde mich hier auf Kosten meiner armen Ehefrau verbal amüsieren.


Also wurde sie kurzerhand auf unsere Terrasse gelockt, wo das Aufnahmegerät bereitstand und ab geht die Post. Das Schöne daran, wir beide müssen uns zumindest im Ansatz ein wenig zusammen nehmen und so den Anschein einer gesitteten Kommunikation wahren. Was sollen die geneigten Zuhörer sonst nur denken? Zumal der Podcast auf nahezu allen gängigen Kanälen veröffentlicht wurde. Und wie wir ja alle wissen, das Internet vergisst nie.


Meine Frau als derzeit amtierende Fluch-Weltmeisterin steht nun vor einer völlig neuen Herausforderung, die sie jedoch (ich hatte es schon vermutet) mit Bravur meisterte. Ok, ich will auch mal ehrlich sein, ich höre meiner Frau gerne zu. Ja wirklich. Ich mag ihre Stimme. Die klingt übrigens nebenbei bemerkt genau so jung, wie sie unserem Sohnemann glauben macht, dass sie sei. Insofern schließt sich da auch wieder ein Kreis.


In jedem Fall sitzt man angenehm abends bei Kerzenschein zusammen und beredet all die bunten Facetten des eigenen Lebens. Eine Folge haben wir, mehr werden folgen und niemand weiß im Moment, wohin diese Reise noch führen kann. Es ist ein wenig wie ein Date, dass ich mit meiner Frau habe, um ihr in die Augen zu schauen und mich gut, interessant, lustig und vielleicht auch manchmal kontrovers zu unterhalten.


In diesem Sinne

Ja, ich liebe diese Frau



Comments


bottom of page